Das zweite Wort im hebräischen Urtext ist in der jüdischen Bibel (= Tora) der Name des ganzen - 34 Kapitel umfassenden - Buches. Es heißt einfach: „Worte“ (oder: „Reden“). Der wissenschaftliche Name, den wir aus der ersten autorisierten Übersetzung ins Griechische (= LXX = Septuaginta) übernommen haben, nimmt Bezug auf die „Doppelung“ der Überlieferung der sogenannten 10 Gebote.

Daher: „Deuteronomium“, das heißt: „Zweites Gesetz“. Damit ist sicherlich das augenscheinlich Auffälligste in diesem Buch hervorgehoben worden. Dennoch erfasst dies den Charakter und die Wichtigkeit dieser Überlieferung sowohl für Juden als auch für Christen nicht ausreichend. Es geht eben nicht um eine Wiederholung schon bekannter Dinge – wie langweilig! Sondern: das Leben schaffende, schöpferische Wort Gottes wird ausgesprochen – und damit auch gleich zur helfenden, Leben schaffenden Wirklichkeit. Das ist der Charakter von „Gottes Wort“! In diesem Sinne ist Überlieferung („Tradition“) eben nicht ‚das Verwalten der Asche‘ sondern ‚die Weitergabe des Feuers‘!

Und das kommt so:

  1. Der biblische Begriff für das Wort „Wort“ (hebr. „dbr“ sprich: DaWaR) meint sowohl das, was gesprochen wird, aber immer auch in der Wirksamkeit zur Tat hin. So kann man „dbr“ übersetzen mit „Wort“, „Sache“, „Angelegenheit“. Das heißt für uns: Gottes Wort ist immer die zur Tat gewordene Rede. Darum ist die Welt erschaffen „durch SEIN Wort“ (1.Mose 1,3; Ps. 33,9; Hebr. 11,3). Ja, mehr noch: ER selbst ist „das Wort“ (Joh. 1,1) Und dieses Wort „wurde Fleisch – nahm Menschengestalt an“ (Joh. 1,14; Phil. 2,6) ER ist „das Wort des Lebens“, dass die Apostel „geschaut, erkannt und betastet haben“ (1.Joh.1,1-3) und „es uns bezeugen“. Und in IHM hat der EWIGE ein „letztgültiges Wort“ gesprochen … (Hebr. 1,1-2).

Wir sehen: Alles hat seinen Ursprung, darin, dass Gott spricht! So spricht er am Anfang unserer Schöpfung (1.Mose 1,3) und am Anfang der (Heils-)Geschichte. Ja, auch die Berufung Abrahams beginnt mit dem Reden Gottes! (1.Mose 12,1-3). Auch der Sinai-Bund ist gegründet im Reden des EWIGEN. (2.Mose 20,1)

Jetzt aber wird eine neue Seite in der Geschichte des Volkes Israels – gleichsam: in der Menschheitsgeschichte – aufgeschlagen. Und am Anfang stehen … „Worte“ („Reden“) Und zwar: die Reden des Mose!

  1. Darum geht es eben nicht um Wiederholung, sondern um Aktualisierung! Gottes Wort wirkt in die Zeit und darf – ja: „muss“ – neu verstanden und interpretiert werden. Der EWIGE ist mit seinem Volk unterwegs. Durch die Wüste - und jetzt: In das Land der Verheißung! Da muss das Wort Gottes neu gehört werden. Und – das ist wirklich gewaltig: Gottes Wort wird durch „Menschenmund“ gesprochen! Mose spricht nun! Er gibt das Reden Gottes an die nächste Generation weiter.

Natürlich geschieht das in göttlicher Autorität, denn wir wissen ja, dass es keine Prophetie aus eigener Entschlusskraft geben kann (s. 2.Petr. 1,19-21) und dass „alle von Gottes Geist gewirkte Schrift nützlich ist … für die Menschen Gottes“! (2.Tim. 3,16-17) Aber dennoch erkennen wir, wie Gott selbst mit uns Menschen unterwegs ist. Der Heilige Geist spricht durch „den Mund“ von Menschen. Das Wort Gottes erweist sich als „lebendig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert“ (Hebr. 4,12) – es bricht hinein und spricht hinein in unser Leben: unerwartet – plötzlich – lang ersehnt – erbeten – störend, weil uns und unser Vorhaben in-Frage-gestellt-wird … - einfach und schlicht – und doch in ungeheurer Klarheit – lässt Menschen aufhorchen – erschrecken – neu hoffen – staunen – schweigen – loben – danken – widersprechen, ja: rebellieren – aber auch gehorchen und mutig zu neuen Ufern aufbrechen …

„Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.       Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.     Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung…“     (Jes. 55,10-11 / Jes. 55,8-9 / Jer. 29,11)

Und das alles nicht nur an und mit ISRAEL – sondern eben auch an uns, die wir glauben und durch Jesus Zugang haben zu diesem einzigartigen, wunderbaren, wunderwirkenden, vor allem aber: mit-uns-redenden Gott, den wir mit den gleichen vertrauten Worten Jesu anreden dürfen: ABBA – lieber Vater … geheiligt werde dein Name … DEIN Reich komme … …“

In diesem Sinne seid reich gesegnet in IHM

Social Share: