Psalm 100, 5                                        

„Denn der Ewige ist freundlich …“

„In den ersten Jahren seiner Londoner Amtstätigkeit kam Spurgeon, der berühmte englische Prediger, auf seinem Weg zu seiner Kapelle immer an einem niedrigen Häuschen vorbei, dessen grünumrankte Fenster seine Blicke auf sich zogen. Aus einem derselben lachte ihn jedes Mal ein süßes Babygesicht an. Von Mutter- oder Schwesterhänden gehalten, tanzte das Kind lustig auf dem Fensterbrett hin und her, und Spurgeon, der Kinder sehr liebte, erwiderte jedes Mal in seiner gewinnenden Weise das Lächeln.

So ging das allsonntäglich hin und her. Zuweilen war es auch der Vater oder ein Bruder, der das Baby hielt. Die ganze Familie war über die ihrem Liebling erwiesene Freundlichkeit glücklich, zugleich aber auch neugierig, wer der freundliche Herr wohl sein möge.

Endlich ging eines Sonntags einer der Söhne ihm nach und erfuhr, wer er war und wo er predigte. Die ganze Familie hatte bis dahin ohne Verbindung mit der Kirche gelebt. Unter einem Geistlichen stellten sie sich einen weltfremden Menschen vor. Diesen freundlichen Mann aber wollten sie doch hören.

Zuerst gingen die Mutter und die Töchter in die Kapelle, dann die Brüder, und zuletzt fand auch der Vater den Weg dorthin. Bald gingen sie jeden Sonntag, und abends griffen sie zur Bibel, um über das gehörte Wort nachzudenken. Alle kamen zum Glauben, und die ganze Familie ließ sich taufen. Sieben Menschen waren durch ein freundliches Lächeln für Gott gewonnen worden.“ (aus einem Andachtsbuch von Axel Kühner)

„Langmütig und freundlich ist die Liebe“ – schreibt der Apostel Paulus im Hohelied der Liebe, dem berühmten 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes. Freundlichkeit ist gleichsam die Visitenkarte der Liebe. Und so ist es dieser Charakter, der Jesus, der Sohn Gottes, besonders auszeichnete. Allen Menschen begegnet er mit einer gewinnenden Güte. Die Großzügigkeit Gottes spiegelt sich in ihm wider. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, tröstet Jesus seine Jünger in den Abschiedsreden, kurz vor seiner Verhaftung im Garten Gethsemane.

Das faszinierende an Jesus ist, dass alles – wirklich alles – nur und ausschließlich, der Verherrlichung seines Vaters im Himmel galt. Er verzichtet auf jegliche eigene Ehre. Nur das, was seinen Vater rühmt, ist gut genug, dass er es sagt – und tut.

„Amen, ich sage Euch: Der Sohn kann nichts aus sich selber heraus tun. Alles, was er den Vater tun sieht, das tut gleicherweise auch der Sohn!“

Und damit ist es kein Wunder, dass Jesus die Freundlichkeit Gottes offenbart. Menschen, die IHM begegnen, erleben die ganze Hilfsbereitschaft und annehmende Güte Gottes. Ihr Tag hat sich verändert – der Nebel muss weichen; die wolkenverhangene Dunkelheit der Seele wird aufgerissen; die Nacht des Grauens weicht dem aufgehenden Morgenstern …

Manchmal tönt es sogar aus dem Radio – ein Song von Herbert Grönemeyer. Sehr passend zu den „Friday for future“-Aktivitäten zur aktuellen Klimaproblematik, singt er: „Die Erde ist freundlich …“ um dann zu fragen: „…warum wir eigentlich nicht?“

Wenn jemand Grund zur Freundlichkeit hat, dann wir Christen. Spiegelt sich in uns das Wesen unsres großzügigen, hilfsbereiten, liebenden und erbarmenden Gottes wider? Ist unsere gelebte Freundlichkeit nicht der beste „Einladungsflyer“, um den immer ratloser werdenden Menschen um uns herum, zu zeigen: Wir haben einen Gott, „der uns Zukunft und Hoffnung schenken will!“. Denn: „Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.“ Er ist bereit, das Angesicht der Erde zu erneuern. Dazu hat er seinen Sohn Jesus in diese Welt gesandt. Und der Apostel Paulus bezeugt: „ER, der seinen einzigen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, Wie sollte er uns mit IHM nicht auch alles schenken?“

Der Funke der Hoffnung ist unsere Freundlichkeit. Wer weiß, was daraus alles Gutes hervorgeht. Tatsache ist: Jede Begegnung hinterlässt eine Spur. Ein Tag setzt sich aus vielen unterschiedlichen Begegnungen zusammen. Unser Leben erzählt die Geschichte unsrer Begegnungen! Sei ein Mensch der Hoffnung, der eine solche Spur hinterlässt, dass jeder, der dir begegnet ist, anschließend „seine Straße fröhlich weiterzieht.“ Denn Jesus hat gesagt: „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!“   Ja, … der Ewige ist freundlich …

Euch/Ihnen allen einen „goldenen“, weil freundlichen Oktober.

 

Bernd Niemeier

 

(Im Text zitierte Bibelverse in der Reihenfolge der Bezugnahme: 1. Kor. 13, 4; Joh. 14, 9; Joh. 5, 19; Jer. 29, 11; Röm. 8, 32; Apg. 8, 39; Mt. 5, 16 und – wie oben: Psalm 100, 5)

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