Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Markus 9,24)

Schon richtig Fahrt aufgenommen hat das Jahr 2020! Die Herausforderungen scheinen klar. Die Aufgaben sind definiert. Zuständigkeiten zugeteilt. Fehlt noch irgendetwas? Nein, ganz im Gegenteil. Meistens gibt es noch was obendrauf. Nämlich die Überraschungen! Das Unvorhergesehene. Das Unerwartete. Das, was man nicht einplanen kann … Oft hat das etwas damit zu tun, was man (letztlich doch unbewusst) erwartet – oder sollte ich besser sagen – befürchtet? Schon Hiob resümiert: „Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen.“  Ein bekanntes Phänomen, das in der psychologischen Wissenschaft als eine „sich selbst erfüllende Prophetie“ bezeichnet wird. Schon längst hat die wenig bibelfeste, nachchristliche Gesellschaft etwas verstanden von den verborgenen Zusammenhängen zwischen Glauben und Ergehen – bzw. Unglauben und Ergehen. Selbst unter entschiedenen und engagierten Jesus-Nachfolgern rückt diese ewige Wahrheit erst sehr zögerlich ins Bewusstsein. Die urbiblische Botschaft: „Dein Glaube hat Dir geholfen!“, hat auch eine Schattenseite, denn es gilt auch: „Dein Unglaube hat Dir geschadet!“ Und zwar heftig!

Darum stellt die neue Jahreslosung uns vor einen Scheideweg: Was wählst Du für Deinen Lebensweg? Glaube oder Unglaube? Hören wir die Botschaft des Evangeliums und lassen uns herausfordern, zu glauben – mehr zu glauben.   Dies ist immer mit der Bereitschaft verbunden, mehr Zeit und Liebe und Mühe darauf zu verwenden, das Wort Gottes – die Bibel – besser kennenzulernen. Denn: „So kommt der Glaube aus dem Hören, das „zu-Hörende“ aber durch das Wort Christi (Wort Gottes). Die Formel lautet: Wenig Bibel – wenig Glauben; Mehr Bibel – wachsender Glaube! Ja, „Vertrauen ist gut! Mehr Vertrauen ist besser!“

Und so kann uns das Gebet des verzweifelten Vaters, das unserer Jahreslosung zugrunde liegt, zugleich Spiegel, Ansporn und Vorbild sein.

1.) Die Jahreslosung hält uns einen Spiegel vor. Zwischen „Glauben wollen“ und den unzählbaren Argumenten dagegen spielt sich unser ganzes Leben ab. Zumindest, wenn wir uns schon dafür entschieden haben, Jesus nachzufolgen. Denn die Entscheidung, mit Jesus leben zu wollen, ist ja erst der Anfang einer lebenslangen Aufgabe. Jesus sagt: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Dieser Weg führt uns immer und immer wieder an die Grenzen unsrer natürlichen Fähigkeiten. Gott mutet uns immer eine neue Herausforderung zu. Immer ist seine nächste Aufgabe für uns mindestens einen Schritt weiter, als unsere bisherigen Erfahrungen und unser natürliches Können reichen. Daher führt uns das Gebet des Vaters auch unseren eigenen Mangel an Glauben vor Augen. Und wir tun gut daran, mit seinen Worten zu beten: „Ich glaube, Herr! Aber bitte hilf mir, dass ich mehr glauben kann!“ Vollmächtiger glauben – vollmächtiger beten, das bedeutet auch: Mehr Frucht für das Reich Gottes und damit mehr Ehre und Lob für Jesus!

2.) Der biblische Zusammenhang, in dem unsere Jahreslosung steht, hat sowohl einen individuellen als auch gesamtgemeindlichen Ansporn, ja, Anspruch. Persönlich geht es um die Überwindung des Unglaubens in Bezug auf unser Leben. Allenfalls noch betrifft es unsere Familie. Betrachten wir jedoch die Herausforderung als Gemeinde im gesellschaftlichen Umfeld des 21. Jahrhunderts, sind wir gemeinsam aufgefordert „zu glauben“! Vielleicht sind wir als Gemeinde Bockum-Hövel ja vergleichbar mit diesem Vater. Wir sorgen uns um die „(geistliche) Gesundheit“ unsrer Kinder, sprich: der nachwachsenden Generation. Wir merken, wie der Teufel gerade diese, unsere Kinder- oder Enkelgeneration, hin und her schüttelt zwischen humanistischer, materialistischer, genderneutralen, antisemitischen und letztlich den Schöpfer verleugnenden Ideologien und Lebenskonzepten. Wir beten für sie! Aber dennoch merken wir, dass unser eigener Glaube nicht ausreicht, um sie so zu Jesus zu bringen, dass unsere Kinder und Enkel „ihre“ Berufung in der vor ihnen liegenden Welt bewältigen können … Ist dies vielleicht die Generation, die die Wiederkunft Jesu erleben soll? Dann haben sie den Auftrag, das Evangelium „bis an die Enden der Erde“ hinauszutragen. Das ist eine der Voraussetzungen für das 2. Kommen unseres HERRN. Und: Ihre Aufgabe wird es sein, bei der Sammlung des Volkes Israels im Heiligen Land mitzuwirken, damit die letzten Prophetien erfüllt werden und ganz Israel den „erkennt, den sie durchbohrt haben!“ So nämlich beginnt die sichtbare Herrschaft Jesu Christi auf dieser Erde. Darum lasst uns gemeinsam als Gemeinde beten: “Wir glauben; Herr! Aber bitte hilf, dass wir unseren Unglauben überwinden!“

3.) Schließlich ist uns das Gebet des verzweifelten Vaters auch ein Vorbild. Oder besser gesagt: Es weist auf das Vorbild hin – Jesus! ER nämlich verkörpert den vollkommenen Glauben. In IHM ist der Glaube vollendet. ER ist sowohl „Anfänger als auch Vollender des Glaubens“. Gemeint ist damit die Vollendung des Gehorsams dem himmlischen Vater gegenüber. In SEINEM Gehorsam findet unser Ungehorsam seine Erlösung. In SEINEM Glauben wird unser Unglaube vergeben. In SEINER Hingabe wird unsere Verweigerung gesühnt – und für immer weggenommen. Darum sind wir „erlöst vom eitlen Wandel nach der Weise unsrer Vorfahren“, „erlöst von den toten Werken unsres Gewissens“ und erlöst von den „Forderungen unsrer Schuldbriefe“. Dies geschieht „…durch den Glauben! Und das nicht aus euch, sondern Gottes Gabe ist es.“ Das ist der Grund dafür, dass wir voller Zuversicht beten können: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Und Gottes Antwort? Keine andere als diese: “Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein…“  Denn: „… wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“

Darum wollen wir zuversichtlich um diesen „Geist des Glaubens“ beten. Er wird gewiss unseren Unglauben in ein tiefes Vertrauen auf Jesus verwandeln – zur Ehre und zur Verherrlichung unseres himmlischen Vaters!

Bernd Niemeier

(Reihenfolge der Bibelzitate im Text:

Hiob 3,25<> Röm.10,17<> Mk.8,34<> Apg.1,8<> Sach.12,10 <>Hebr.12,2; 1.Petr.1,18-19<>Hebr. 9,14<>Kol.2,14<>Eph.2,8<>Apg.1,8<>Lk. 11,13)

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